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11.03.2007
Der Eine-Welt-Kreis aus dem Erbstromtal hilft in Ruanda
Das Geld ist gut angelegt
Opfer des Völkermordes im ostafrikanischen Ruanda aus dem Jahr 1994
sind nicht nur Hunderttausende getöteter Tutsi, sondern auch die Kinder
und Jugendlichen, die seitdem im Land umherirren, ohne Zufluchtsort, ohne
Halt und ohne Regeln. Um diesen schutzlosen jungen Menschen eine Zukunft
zu geben, dafür machen sich Landsleute, aber auch Thüringer Christen
stark, wie zum Beispiel der Eine-Welt-Kreis des Erbstromtales mit Pfarrer
Gerhard Reuther von der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Ruhla. Er
besuchte das Land und den Verein ASSIST Ruanda auf Einladung und kehrte
nun in die Heimat zurück, mit Eindrücken, Zuversicht und neuen Aufgaben im
Gepäck. Pfarrer Gerhard Reuther und Dr. Evariste KarangwaVermittler will
der Eine-Welt-Kreis aus dem Erbstromtal sein zwischen Ruanda und
Deutschland und Unterstützer für ein weiteres ökumenisches Projekt.
Seit
zehn Jahren unterstützt Pfarrer Gerhard Reuther die »German Church School«
in Addis Abeba, ein Sozialprojekt für äthiopische Kinder. Vor einigen
Jahren stieß er auf einen Artikel in der Zeitschrift »Enabling Endication«
der Universität in Manchester, in der eine Schule in Gahini (Ruanda)
beschrieben wurde, die ähnlich aufgebaut ist wie die »German Church
School«. Er setzte sich mit dem Verfasser in Verbindung.
Dr. Evariste Karangwa, Chef der Abteilung Bildung für gefährdete und
bedürftige Jugendliche der Fakultät Bildung in Kigali (Ruanda), der in
Belgien sein Doktorat ablegte, berichtete bei einem späteren Besuch
persönlich über seine Arbeit in Ruanda und den von ihm und drei weiteren
ruandischen Sozialarbeitern ins Leben gerufenen Verein ASSIST. Dieser
kümmert sich um die Opfer des Völkermordes, ehemalige Kindersoldaten und
Waisenkinder, deren Eltern ermordet oder nach Misshandlungen gestorben
sind. Ältere Kinder übernehmen Verantwortung gegenüber jüngeren. Sie
lernen, in geordneten Bahnen zu leben, sich im Alltag zurechtfinden und
durch eigener Hände Arbeit zu überleben.
Diejenigen, die im Verein mitarbeiten und dort auch Geld verdienen, gehen
den ersten Schritt in Richtung Versöhnung zwischen den einst verfeindeten
Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi. Heute setzt sich der ruandische
Staat entsprechend seiner finanziellen Möglichkeiten für den Neuaufbau
ein, berichtete Pfarrer Reuther, der auf seiner Reise von seiner Partnerin
Andrea Pawlitzki und Thomas Brinkhoff von der Evangelisch-Lutherischen
Kirchgemeinde Ruhla begleitet wurde.
Der Eine-Welt-Kreis des Erbstromtals widmet sich schon seit seiner
Gründung dem Aufbau einer Produktionsstätte für Flüssigseife, in der
Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren arbeiten. Mit Spendenmitteln wurde
eine Hütte saniert, die die Gemeinde Nyagatare dem Verein zur Verfügung
stellte. Nachdem bald auch Strom- und Wasseranschlüsse vorhanden sein
werden, gilt das Projekt als abgeschlossen.
Der Verein ASSIST verfolgt nun eine große Mission, nämlich die Errichtung
eines Kinder- und Jugendzentrums in Nyagatare. Dazu stellte die Kommune
der Organisation ein sieben Hektar großes Grundstück kostenlos zur
Verfügung. Für insgesamt 440000 Euro sollen darauf einmal verschiedene
Gebäude gebaut werden, wie zum Beispiel eine Mehrzweckhalle, in der junge
Leute für einen Erwerbszweig ausgebildet werden. Aber auch ein Sportplatz
soll entstehen und medizinische Beratungszentren, Büros, Unterkünfte, eine
Bibliothek, Sanitäreinrichtungen und eine Klinik sowie Schulräume. Eines
dieser Objekte nehmen wieder die Christen aus Ruhla, Thal, Kittelsthal,
Seebach und Wutha-Farnroda in ihre Obhut. Sie wissen, das Geld ist gut
angelegt.
Auf der Reise trafen Vertreter von ASSIST und dem erbstromtalweiten
ökumenischen Eine-Welt-Kreis auch auf die Arbeitsministerin aus Ruanda,
Angelina Muganza. Nach ihrer Aussage entsprechen Inhalt und Art der Arbeit
von ASSIST exakt der Entwicklungsstrategie der Regierung Ruandas. Sie gab
der kleinen Delegation aus Thüringen ein Empfehlungsschreiben mit auf den
Weg, um in Deutschland für den Aufbau in Ruanda zu werben. Ein großer
Wunsch von ASSIST ist es, wenn sich deutsche Managementberater für den
Aufbau des Vereins interessierten und bereit wären, in uneigennützigem
Engagement für ein oder zwei Jahre beim Aufbau des Zentrums zu helfen.
Hier kann noch Pionierarbeit geleistet werden, wie sie in Romanen so oft
beschrieben wird.
Blog des 1Welt-Kreises
Susanne Reinhardt
Glaube und Heimat, 11.03.2007

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