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17.03.2012
Lutherischer Kirchenführer aus Afrika
berichtete in Ruhla
Er schilderte, wie Spendengelder die Not von Kindern in Ruanda
lindern
Ruhla. Regina Laufer wohnt in Eisenach. Über die
evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Ruhla hat sie vor sechs
Jahren eine Patenschaft für ein ruandisches Kind übernommen. Die
Patenschaft soll ihm in Afrika eine solide Bildung und den Weg ins
Berufsleben ermöglichen. Wie wichtig in dem immer noch vom Massaker an
den Tutsi 1994 gezeichneten Land solche Hilfe ist, erfuhr Regina Laufer
am Wochenende. John Rutsindintwarane, der Generalsekretär der
evangelisch-lutherischen Kirche in Ruanda, besuchte die Kirchengemeinde
im Erbstromtal.
Auch John Rutsindintwarane gehört zu denen, die aus Ruanda fliehen
mussten. Er wuchs in einem Flüchtlingslager in Tansania auf. Wie sehr
sein Land fast zwanzig Jahre später unter dem Völkermord mit bis zu
einer Million Toten leidet, machte der Gast eindrucksvoll deutlich. Und
er zeigte, welche Wirkung die Spenden aus Deutschland – auch aus Ruhla –
haben.
Ruhlas Pfarrer Gerhard Reuther und der Eine-Welt-Kreis Erbstromtal
organisieren seit Jahren Hilfe für Kinder und Jugendliche in Ruanda,
speziell im Ort Nyagatare.
Seit 2007 vermitteln sie überdies gemeinsam mit einer ruandischen
Organisation Bildungspatenschaften. Dabei gibt es eine
Bedürftigkeitsskala, nach der die Patenkinder ausgesucht werden.
Geschlecht, Religion, ethnische Zugehörigkeit und soziale
Voraussetzungen spielen keine Rolle.
„Mein Patenkind heißt Patrick”, erzählte Regina Laufer. Wobei Kind es
nicht mehr wirklich trifft, mittlerweile sei Patrick ein junger Mann,
der kurz vor dem Abschluss seines Studiums als Bankfachmann steht.
Eltern wurden getötet, fünf Kinder standen allein
Regina Laufer weiß, dass Patrick trotz seiner Jugend das
Familienoberhaupt ist und sich um vier Geschwister kümmert. „Seine
Eltern kamen bei einem Massaker ums Leben. Als er sich plötzlich um
seine
Familie kümmern musste, war seine jüngste Schwester gerade ein
viertel Jahr alt.” Als die Schwester schwer erkrankte, hat er sein Studium unterbrochen. In dieser Zeit hat
Regina Laufer extra Geld nach Ruanda überwiesen. „Der Familie musste
doch geholfen werden!”
Die Bildungspatenschaft kostet im Monat 30 Euro. Was nach unserem
Verständnis gering erscheint, bewirkt in Ruanda viel. Pfarrer Reuther
weiß, was davon alles bestritten werden kann: Schulgeld, Unterkunft im
Internat, Bücher und Stifte. Im Jahr 2000 kam Gerhard Reuther über einen
Artikel in einer englischen Zeitschrift erstmals in Kontakt mit
Hilfsaktionen für Ruanda. Damals war er noch Pfarrer in Stendal (TA
berichtete). Als er die Dienststelle in Ruhla antrat, setzte er sein
Engagement für Ruanda fort – und fand in Thüringen begeisterte
Mitstreiter. |

John Rutsindintwarane ist einer der
Köpfe der lutherischen Kirche in Ruanda, hier im Gespräch mit
Gerhard Reuther.
Foto: Klaus-Dieter Simmen |
Klaus-Dieter Simmen
Thüringer Allgemeine, 17.03.2012

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