Wiederentdeckung des „Weimarischen“ Kantors Johann Georg Lux

Luxstein

Bei der Sanierung des Aufgangs zum Seitenschiff der Concordia-Kirche im Frühjahr 2012 kamen einige alte Grabsteine zum Vorschein, die als Treppenstufen verwandt wurden. Sie sind meist schlecht erhalten. Eine Ausnahme ist jedoch der Grabstein für Johann Georg Lux, Organist und Schulmeister Ruhla Eisenacher Orts.


Dieser Grabstein wurde im Juli 2013 in der St. Concordia-Kirche aufgestellt.

 

Was wissen wir nun über diesen Johann Georg Lux?
Laut Grabstein ist er am 17.9.1653 in Sättelstädt geboren und am 24.5.1726 in Ruhla E.O. gestorben.
Daraufhin habe ich die Sättelstädter Kirchenbücher eingesehen, die als Mikrofilme im Landeskirchenarchiv Eisenach vorliegen. Zu meiner großen Verwunderung fand ich im 17. Jahrhundert in Sättelstädt keine Familie Lux.


Unter dem obigen Datum war jedoch eingetragen, daß Hanß Görge Lucas, Sohn von Jacob Lucas, dem jüngeren geboren wurde. Die Familie hieß damals also nicht Lux sondern Lucas, durch verschlucken des „a“ wurde aus Lucas Lucs bzw. Lux. Der Name hat also nichts mit Lux (lateinisch: Licht) zu tun, auch nicht mit dem Tier Luchs sondern kommt von Lucas, wie auch der in dieser Gegend verbreitete Familienname Luck.


Das auf dem Grabstein angegebene Todesdatum stimmt mit dem in dem Kirchenbuch der Concordia-Kirche angegebenen überein.

 

 Was aber zwischen den beiden Daten lag, ist nur Bruchstückhaft bekannt.


In den Schülerlisten der Lateinschulen in Gotha und Eisenach taucht Johann Georg Lux nicht auf. Möglicherweise hat er seine Ausbildung beim Organisten und Schullehrer in Sättelstädt erhalten
Er kam 1694 nach Ruhla E.O. Vorher war er in Brotterode tätig. Aus dieser Zeit gibt es keine Kirchenbücher und sonstige Kirchenakten, da der Ort ja 1895 fast vollständig abgebrannt ist.
 
Johann Georg Lux hatte vor seiner Ruhlaer Zeit geheiratet, möglicherweise in Brotterode. Der Vorname seiner Frau war Elisabeth Margarethe, die ca. 1660 geboren wurde. Sie starb 1738 Ruhla Uetteroder Orts und wurde in St. Trinitatis begraben.


Aus der Ehe sind mindesten 8 Kinder hervorgegangen, von denen fünf nicht in Ruhla geboren wurden:
5 Kinder sind nicht in Ruhla geboren: Johannes, Johann Gabriel, Anna Christina, Anna Margaretha, Ewa Dorothea.


Drei weitere sind in Ruhla geboren: Johann Georg * 13.Aug. 1695, Jacobus * 31. October 1697, Christian * 17.Jan. 1701 + 5.4.1704.
 
Nur über sechs der Kinder wissen wir etwas.
Der jüngsten Sohn Christian ist schon im Kleinkindalter gestorben.
Der Sohn Johannes war Vorsänger (Cantor) in Frankfurt am Main.
Der Sohn Johann Gabriel war Venator (Jäger). Wo er lebte ist nicht bekannt.
Er hat nicht in Ruhla geheiratet. Eins seiner Kinder wurde jedoch Concordia-Kirche getauft.
 
Der Sohn Johann Georg und die Töchter Anna Margaretha und Anna Christina haben in Ruhla geheiratet.


Der Sohn Johann Georg war Messerschmied und lebte auf der Gothaischen Seite. Er heiratete in Ruhla EO (Concordia) am 20.9.1718 Judith Elisabeth Eck, Tochter von Hans Georg Eck, Beschaler E.O. Vier seiner Kinder sind in der Trinitatis-Kirche getauft worden.
 
Die Tochter Anna Margaretha heiratete am 25.6.1715 in der Concordia-Kirche Hans Georg Vogel, den am 4.3.1687 geborenen Sohn des Schusters Hans Vogel, jun. Er war vermutlich Schleiffer. Er starb am 29.1.1727 in Ruhla E.O.
 
Die Tochter Anna Christina heiratete in der Concordia-Kirche am 23.11.1706 den Messerschmied Stoffel (Christoph) Malsch. Aus der Ehe sind mehrere Kinder hervorgegangen. Eine Zuordnung ist schwierig, da es zur gleichen zeit zwei Namensträger gab, die durch Beinamen unterschieden wurden. Aber nicht bei allen Taufeinträgen sind die Beinamen genannt.


Über den Sohn Jacob und die Tochter Ewa Dorothea wissen wir nichts.
 
Nach dem Tode von Johann Georg Lux scheint sich die Gemeinde gegenüber seiner Witwe nicht gerade fair verhalten zuhaben. In einem Schreiben beklagt sie sich, daß sie noch ausstehendes Gehalt ihres Mannes nicht bekommen hat und auch keine Versorgung erhalten hat. Sie wechselt auf die Gothaische Seite über, wo sie vermutlich bei ihrem Sohn lebt.


Auch die Tochter (vermutlich Anna Margaretha) hat Probleme mit der Gemeinde. Man entzieht ihr ihren Kirchenstuhl, was als schwere Kränkung aufgefaßt wird. Sie ist zum Zeitpunkt des Todes ihres Vaters schwer erkrankt und lebt auch auf der Gothaischen Seite. Ihr Mann war ja kurze Zeit vorher gestorben. Ob es zu einer Versöhnung mit der Gemeinde kam, ist nicht bekannt.
 
Zur gleichen Zeit wie der Schulmeister Johann Georg Lux lebte auf der Eisenacher Seite auch ein Messerschmied Hans Lux, der drei Kinder, Barbara, Hans Georg und Kilian, hatte geboren zwischen 1691 und 1707. Hans Lux stammte aus Burla, in der Nähe von Sättelstädt. Ob verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Familien bestanden, ist nicht bekannt. Auch ist nicht bekannt, ob die aus Mechterstädt stammenden Vorfahren des Friedrich Lux mit der Familie des Johann Georg Lux verwandt sind.

 

Prof. Peter Geck, Ruhla